Weltpinguintag exklusiv: Ein Pinguin im Interview über Trumps Zölle
Wenn Zölle Natur zur juristischen Person machen
In einer überraschenden Wendung seiner Handelspolitik hat US-Präsident Donald Trump kürzlich Zölle auf Waren verhängt, die aus den Heard- und McDonaldinseln in die USA importiert werden. Diese unbewohnten Inseln, die zu den australischen Außengebieten gehören, liegen im südlichen Indischen Ozean und sind bekannt für ihre reiche Tierwelt, darunter Pinguine, Robben und verschiedene Vogelarten. Sie sind als Meeresschutzgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe ausgewiesen.
Trumps Maßnahme ist dabei weit mehr als ein skurriler Akt politischer Symbolik. Sie entfaltet rechtsverbindliche Wirkung: Die Erhebung von Zöllen setzt voraus, dass das betroffene Gebiet als handelnder Akteur – als Subjekt im Sinne des internationalen Handelsrechts – anerkannt wird. Ohne eine solche Anerkennung wäre eine vertraglich geregelte Handelsbeziehung, die Grundlage für einen Zolltarif ist, rechtlich nicht möglich.
Damit liegt ein juristischer Präzedenzfall vor: Der US-Präsident hat mit seinem Dekret völkerrechtlich wirksam anerkannt, dass auch ein unbewohntes Gebiet – mitsamt seiner Ökosysteme und nichtmenschlichen Bewohner – Träger von Rechten und Teil eines vertraglich geregelten Handelsverhältnisses sein kann.
Was sich darin zeigt, ist keine hypothetische Möglichkeit, sondern eine juristische Realität: Die Natur ist hier – durch einen Akt der mächtigsten politischen Instanz der Welt – als Rechtssubjekt anerkannt worden.
Das folgende Interview mit einem Pinguin ist eine fiktive, aber ernst gemeinte Reflexion über die Tragweite dieser Anerkennung. Es wirft ein neues Licht auf unsere Beziehung zur Natur – und auf die Möglichkeiten einer zukünftigen Rechtsprechung, die nicht nur den Menschen, sondern auch seine Mitwelt als gleichwertige Akteure begreift.
Interviewer: Wie überrascht sind Sie, dass US-Präsident Trump Zölle erheben will auf Einfuhren von den Inseln, die Sie vertreten?
🐧 Pinguin: Wir sind gleichermaßen überrascht und geehrt, dass der amtierende Präsident der USA uns in seine Handelspolitik einbezieht. Die Tatsache, dass er uns explizit in seine Liste der Zölle aufgenommen hat, zeigt, dass er uns als Partner in einer vertraglichen Handelsbeziehung anerkennt. Ohne ein solches Vorhaben wäre seine Ankündigung unnötig gewesen. Wir erwarten daher in absehbarer Zeit die Aufnahme von Gesprächen, um die Details dieser neuen Handelsbeziehung zu klären.
Interviewer: Haben Sie sich bereits Gedanken darüber gemacht, auf welcher Ebene die USA mit Ihnen Handel betreiben wollen?
🐧 Pinguin: Da wir von diesem Vorhaben nur über die Medien erfahren haben, ist uns noch nichts Offizielles bekannt. Da wir jedoch als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt sind und die USA Vertragspartei dieser Konvention sind, gehen wir von einer Art Softhandel aus. Wir erwarten, dass die USA unsere einzigartige ökologische Bedeutung anerkennen und Handelsbeziehungen aufbauen, die unseren Schutz und unsere nachhaltige Entwicklung fördern.
Interviewer: Was verstehen Sie unter dem Begriff des "Softhandels"?
🐧 Pinguin: Unter "Softhandel" verstehen wir eine ausgewogene und intakte Form des Handels, die unsere natürliche Umwelt respektiert und schützt. In unserer intakten Mitwelt regeln wir Auseinandersetzungen durch klar definierte, naturadministrative Prozesse, ohne auf Polizei oder Strafverfolgungsbehörden angewiesen zu sein. Diese effiziente Form der Konfliktlösung könnte für den US-Präsidenten von Interesse sein, da sie Verwaltungskosten spart – ein wichtiges Ziel in den ersten Monaten seiner neuen Amtszeit.
Interviewer: Das könnte wahrlich ein Grund sein. Denken Sie daran, zertifizierte Trainer nach Washington zu entsenden, welche die Trump-Administration schulen?
🐧Pinguin: Lassen Sie mich noch eines zu meinen vorigen Ausführungen anfügen, bevor ich auf Ihre neue Frage eingehe. In den Vereinigten Staaten von Amerika regiert die Gewalt durch menschengemachte Waffen. Ob Messer oder Schusswaffen – tausende Tote muss dieses Land jedes Jahr dadurch beklagen. Bei uns gibt es keine Waffen, die eine Fernwirkung haben. Trotzdem ist niemand von uns wehrlos. Jeder von uns ist in Verteidigung auf individuelle Weise ausgebildet. Jeder von uns weiß, wem er zu Hilfe eilen muss, damit unser System erhalten bleibt. Wir haben damit ein intrinsisches Sicherheitssystem.
Und nun zu Ihrer Frage. Wir müssen zuerst die obersten Vertreter der Trump-Administration umschulen, beginnend beim Präsidenten. Er rühmt sich ja, der Präsident zu sein, der noch keinen Krieg begonnen hat und Kriege auf unserem Planeten in kürzester Zeit beenden könne. Aus unserer Sicht – ja, wir sind fern von den USA – herrscht in den Staaten doch schon seit Langem eine Art Bürgerkrieg. Diesen spricht der Präsident jedoch nicht an, obwohl er jährlich tausende Tote kostet. Hier würde ich ansetzen.
Interviewer: Und Sie glauben, dass Sie dies leisten könnten, damit die Waffengewalt in den USA eingedämmt wird?
🐧Pinguin: Ja, weil wir seit Jahrmillionen Erfahrung im Ausgleich von unterschiedlichen Ansprüchen haben. Sie wissen doch, weshalb es zu gewalttätigen, unnötigen Auseinandersetzungen kommt. Ihr nennt das auch oft "niedere Beweggründe". Da Menschen uns als niederer als sie selbst sehen, sind wir doch die perfekten Berater und Trainer, wenn es um den Umgang mit "niederen Beweggründen" geht.
Interviewer: Sie glauben also, dass Präsident Trump Ihnen mehr glaubt und vertraut als den Wissenschaftlern aus den verschiedenen Fachgebieten?
🐧Pinguin: Präsident Trump hat eine sehr ablehnende Haltung gegenüber jeder Elite, die nicht seinem Niveau entspricht, und hebt dies immer wieder hervor. Das darf man gegenüber diesem Präsidenten nicht machen. Wir können ihm anhand von gelebten Beispielen zeigen, wie etwas funktioniert. Wir müssen nicht mit wissenschaftlichen Formeln überzeugen, die außer den Fachleuten niemand versteht – wir belegen es mit gelebtem Leben seit Ewigkeiten.
Interviewer: Ich bin erstaunt über Ihre Kenntnis des Weltgeschehens und des US-Präsidenten. Wie kommen Sie zu Ihrer Erkenntnis?
🐧Pinguin: Sehen Sie, auch Sie unterschätzen uns. Das ist unsere Stärke, dass wir unterschätzt werden. Präsident Trump oder einer seiner Berater scheint hier weitsichtiger zu sein als Sie. Entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen mit der Formulierung zu nahegetreten bin. Ich wollte Sie nicht beleidigen oder diskreditieren. Sie haben nur die Sichtweise auf uns wie die meisten Menschen. Sie merken aber in unserem Gespräch, dass unsere Intelligenz der von Menschen nicht nachsteht.
Und zu Ihrer Frage der Erkenntnis: Ihr Menschen denkt bei Kommunikation fast nur noch an Technik und Geräte. Früher hattet ihr Menschen ein ähnliches System, wie wir es noch immer haben. Wir beobachten unsere Mitwelt. Wir kommunizieren untereinander. Durch unsere Wanderungen und die unterschiedlichsten Tierarten sind wir weltweit vernetzt, wie ihr es sagen würdet. Wir empfinden uns jedoch als Einheit, als eine Entität, und können uns deshalb alle auf unterschiedliche Weise verstehen. So kommen Informationen und Wissen an jeden Ort auf diesem Planeten zu uns.
Interviewer: Sie haben mich überzeugt. Und ich gebe zu, ich lasse mich nicht so leicht von etwas mir Fremden überzeugen. So wie ich Sie hier kennengelernt habe, traue ich Ihnen zu, Ihre Ziele zu erreichen. Ich möchte jetzt den kommenden Verhandlungen nicht vorgreifen, aber was würden Sie als Bezahlung oder Gegenleistung von den USA erwarten? Präsident Trump legt ja immer Wert darauf, dass es keinen Handelsüberschuss geben soll.
🐧 Pinguin: Erstmals vielen Dank für Ihr Lob für mich. Sie haben mich ja auch schon bezahlt – für die Erkenntnisse, die ich Ihnen gegeben habe.
Interviewer: Ich habe Ihnen doch nichts gegeben?!
🐧 Pinguin: Sehen Sie, jetzt kann ich Ihnen noch etwas lehren. Sie haben mir gegenüber Respekt und Achtung gegeben, indem Sie mich gelobt haben und ein Verständnis für mich und uns entgegengebracht haben. Sie werden nie wieder behaupten, wir wären primitiv und minderwertig. Sie erkennen uns als gleichwertigen Partner für einen vernünftigen Austausch an. Was könnte ich von Ihnen mehr erwarten?
Interviewer: Und das würde Ihnen von Präsident Trump genügen?
🐧Pinguin: Ja, das würde mir genügen. Wenn der mächtigste Mann der Welt uns als gleichwertigen Partner anerkennt und mit uns Handel betreiben will, dann tut er bereits das, was Sie während unseres Gesprächs getan haben. Wenn die USA uns und unseren Lebensraum – wir sind eine Einheit – anerkennen, dann kommt er letztlich nicht umhin, die Natur, wie ihr sie nennt, im Ganzen als gleichwertig anzuerkennen. Denn wir sind eine Einheit. Sie sind ein Teil dieser Natur, von der ich auch ein Teil bin, wie diese Inseln ein Teil sind. Verstehen Sie?
Interviewer: Ja, ich glaube, Sie zu verstehen. Und Sie haben Recht. Schon mit der Anerkennung des US-Präsidenten, mit Ihnen als Vertreter dieser Inseln Handel betreiben zu wollen, hat er anerkannt, dass Sie auch im menschlich-juristischen System gleichwertig sind – und das zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte.
🐧Pinguin: Entschuldigung, wenn ich Sie unterbreche. Es gab in der Menschheitsgeschichte schon Zeiten, da standen wir als Mitwelt über euch Menschen. Wir waren euer Gott oder eure Götter. Erst mit dem Aufkommen von dem, was ihr Wissenschaft nennt, wurden wir mehr und mehr als minderwertig bezeichnet. Auch die göttliche Position wollten wir nicht haben. Wir wollten immer nur ein Teil dieser Welt sein, wie ihr Menschen es auch seid. Jetzt sehen wir dies durch die Zollankündigung von Präsident Trump verwirklicht.
Interviewer: Ich bin geplättet von Ihren Antworten. Ich werde mich an dieses Interview bis an mein Lebensende erinnern. Ich möchte Ihnen jetzt eines gestehen. Als die Redaktion mich beauftragt hat, habe ich gedacht: Was soll das? Ein Interview mit einem Pinguin? Ich dachte, die wollten mich zum Kasper machen. Aber jetzt bin ich dafür so dankbar – das können Sie sich gar nicht vorstellen. Ich danke Ihnen recht herzlich. Ich kehre jetzt als anderer Mensch zurück.
🐧Pinguin: Vielen Dank für dieses Interview und dass Sie bereit waren, sich eventuell zum Affen zu machen, um es mit einer Formulierung aus Ihrer alten Welt auszudrücken. Dadurch, dass Sie bereit waren, sich zum Affen zu machen, sind Sie einen Schritt in der Evolution zurückgegangen. Dies war überhaupt erst die Voraussetzung, dass wir uns verständigen konnten. Auch von Präsident Trump wird ja immer wieder gesagt, dass er sich zum Affen macht. Ich hoffe nun, dass er bei unseren Verhandlungen eine ähnliche Größe und Bereitschaft zeigt wie Sie, mit uns zu verhandeln und unsere langjährigen Erfahrungen anzunehmen. Jetzt wünsche ich Ihnen noch eine gute Heimreise.
Helmut Scheel, 04.04.2025