Von der Vielfalt zur Resilienz: Biodiversität und die Umsetzung der SDGs – Ein Rückblick des Fachtages

Blick auf die Präsentation beim Fachtag, aufgenommen während der Veranstaltung. Foto: Jürgen Hietkamp.
räsentation beim Fachtag „Von der Vielfalt zur Resilienz“. Foto: Jürgen Hietkamp.

Am 17. September 2024, von 10:00 bis 14:00 Uhr, fand im Rahmen der „1. Aktionswoche Biologische Vielfalt“ der Fachtag „Von der Vielfalt zur Resilienz: Biodiversität und die Umsetzung der SDGs“ gemeinsam von dem Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein e. V., dem BUND Landesverband Schleswig-Holstein, dem Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume und RENN.nord Schleswig-Holstein veranstaltet. Rund 30 Teilnehmende kamen zusammen, um die Bedeutung der Biodiversität im Kontext der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) zu diskutieren. Der Austausch zwischen verschiedenen Experten und Teilnehmenden auf politischer, juristischer und persönlicher Ebene brachte viele neue Perspektiven und Lösungsansätze hervor. Vertreter*innen des Netzwerks Rechte der Natur nahmen an der Diskussion mit wertvollen Einblicken in die rechtliche Anerkennung der Rechte der Natur und deren Bedeutung für die Resilienz der Ökosysteme teil. Das Thema des Biodiversitätsverlusts und der Auswirkungen auf indigene Völker war dabei ebenfalls ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung. Zudem wurden Diskussionen zu verschiedenen Aspekten des Artenschutzes und der Bedeutung der biologischen Vielfalt, sowohl lokal in Schleswig-Holstein als auch global, geführt.

Die Veranstaltung beleuchtete zusammenfassend folgende Themenschwerpunkte:

  • Globale Auswirkungen des Artensterbens: Der Einfluss des Verlusts der Biodiversität auf den Globalen Süden und Norden, insbesondere in Bezug auf sozioökonomische Folgen wie Armut und Hunger.
  • Indigene Perspektiven auf Biodiversität: Die Verbindung zwischen indigener Lebensweise und der Bewahrung der natürlichen Ressourcen, die eine kulturelle und ökologische Bedeutung haben.
  • Rechte der Natur und juristische Anerkennung: Der rechtliche Rahmen für den Naturschutz und die Anerkennung der Natur als Rechtssubjekt, speziell durch Beispiele aus Ecuador und die aktuelle Entwicklung in Deutschland und Europa.
  • Biodiversität in Schleswig-Holstein: Lokale Herausforderungen im Bereich der Biodiversität und deren Bedeutung für das Wohlbefinden der Menschen sowie die Gefährdung von Lebensräumen.
  • Bildung und Kommunikation im Naturschutz: Die Notwendigkeit, das Bewusstsein für den Naturschutz zu schärfen und Bildungsinitiativen sowie effektive Kommunikationsstrategien zur Förderung des Artenschutzes zu entwickeln.

Dr. Peter C. Mohr, Anwalt für Umwelt- und Naturschutzrecht und Mitglied des Netzwerks Rechte der Natur e. V., beleuchtete in seinem Vortrag die Bedeutung der rechtlichen Anerkennung der Natur als Rechtssubjekt. Mohr erklärte, dass der Natur im deutschen Recht bislang kein eigenes Recht zugestanden werde, obwohl es zahlreiche Umweltgesetze gebe. In seinem Vortrag zeigte er auf, dass es besonders bei Zielkonflikten, etwa im Bereich des Verkehrs oder Wohnungsbaus, häufig zu Lasten der Natur entschieden wird. Ein prägnantes Beispiel sei die geplante Trassenführung der Autobahn A26 in Hamburg, bei der die schadensreichste Alternative gewählt wurde.

Mohr setzte sich für die rechtliche Anerkennung der Natur als Rechtssubjekt ein. Diese Idee wurde zunächst im Globalen Süden, vor allem in Ecuador, vorangetrieben. In Ecuador wurden Natur und Ökosysteme bereits als Kläger anerkannt, mit positiven Ergebnissen zugunsten von Flüssen, Wäldern und Tieren. In Europa finden diese Ideen zunehmend Anklang. So wurde beispielsweise in Spanien das „Mar Menor“ nach einer Volksabstimmung als Rechtsperson anerkannt. In Deutschland stimmte das Landgericht Erfurt ebenfalls für die Anerkennung von Rechten der Natur im Rahmen einer Rechtsfortbildung.

Mohr betonte, dass die Rechte der Natur keineswegs eine „Ökodiktatur“ schaffen würden, sondern vielmehr eine „Waffengleichheit“ zwischen der Natur und anderen Interessen wie wirtschaftlichen Vorhaben ermöglichen würden. Diese rechtliche Anerkennung könne auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern ein wichtiger Schritt zum besseren Schutz der Umwelt sein.

Der Fachtag verdeutlichte die Notwendigkeit, den Artenschutz nicht nur lokal, sondern global zu denken. Der Schutz der biologischen Vielfalt müsse durch politische Maßnahmen, Bildung und eine stärkere juristische Verankerung unterstützt werden. Besonders die Anerkennung der Rechte der Natur biete eine wichtige Grundlage, um die ökologischen Herausforderungen der Gegenwart anzugehen und eine nachhaltige sowie gerechte Zukunft zu schaffen.

Die gesamte Zusammenfassung und alle Themenschwerpunkte der Veranstaltung können Sie in diesem Dokument nachlesen.

Wir bedanken uns auch vielmals bei den Fotos, die von Jürgen Hietkamp zur Verfügung gestellt wurden und der die Veranstaltung im Namen des Netzwerks Rechte der Natur bereichert hat.

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