Highlights 2024 - Ausblick 2025

Gemeinsam für die Rechte der Natur
Den Rückblick/Ausblick können Sie hier auch als PDF herunterladen.
Die Rechte der Natur sind inzwischen auch in Europa und Deutschland als Ausweg aus der sich zuspitzenden selbstverschuldeten Biodiversitätskrise im Gespräch. Für Deutschland waren die beiden Urteile des Landgerichts Erfurt die wichtigsten Meilensteine des Jahres 2024. Vor allem das zweite Urteil ist wegen seiner umfassenden Begründung hilfreich, und hat uns in unserer Arbeit für die Anerkennung der Rechte der Natur in Deutschland inspiriert. Da sich die Erfurter Urteile sowohl auf die internationale Rechtsentwicklung als auch auf die Europäische Grundrechtscharta berufen, war das Urteil des spanischen Verfassungsgerichtes in Sachen Mar Menor mit Spannung erwartet worden.
Im Dezember stellte das spanische Verfassungsgericht endlich klar, dass die Menschenrechte durch die Rechte der Natur gestützt werden und dass der Gesetzgeber frei darüber zu entscheiden hat, wen er als Rechtssubjekt anerkennt. Dies gilt nicht nur für juristische Personen wie Kapitalgesellschaften, sondern eben auch für die Natur.
Auch die deutsche Politik wurde inzwischen ein wenig wachgeküsst. VOLT und die LINKE haben den Eigenwert der Natur in ihrem Wahlprogramm untergebracht und fordern ein höheres Schutzniveau und sprechen an, dass die Forderung nach immer mehr Wirtschaftswachstum mit diesem Ziel nicht vereinbar ist. Auch wenn die Forderung nicht explizit im Programm steht, werden die Rechte der Natur inzwischen in weiteren Fachgremien diskutiert. Die GRÜNE Partei hat die Forderung nach den Rechten der Natur, die von grünen Naturschützern aus Schleswig-Holstein zur Abstimmung stand, abgelehnt.
Unsere eigene Fachtagung am 11. November in Berlin war ein weiterer wichtiger Schritt für die deutsche Bewegung für die Rechte der Natur. Die sehr gut besuchte Tagung bewies, wie sehr sich junge JuristInnen und andere Personen aus dem akademischen und aktivistischen Spektrum in Deutschland für die Rechte der Natur interessieren.
Die Tagung brachte auch Klarheit darüber, wo die Prioritäten der Arbeit des Netzwerkes Rechte der Natur unserer Zeit im Jahr 2025 liegen werden:
I. Europäische Bürgerinitiative (EIB)
Das Netzwerktreffen am 31. Juli 2024 hatte sich mit der von Emmanuel Schlichter ( www.rechte-der-natur.org ) vorgeschlagenen Europäischen Bürgerinitiative beschäftigt. Es wurde beschlossen, die EIB mit auf den Weg zu bringen und sie zu unterstützen. Realistischerweise braucht es in diesem Jahr noch circa sechs bis neun Monate Vorbereitung und die Bereitstellung personeller und finanzieller Ressourcen, um dieses Vorhaben erfolgreich anzugehen. Die Arbeitsgruppe, die die EIB vorantreibt, wird in diesem Frühjahr durchstarten und braucht noch UnterstützerInnen. Wenn Sie die EIB fördern möchten, nehmen Sie gerne Kontakt mit Ute Blohm-Hieber auf: blohm@pt.lu . Sie ist unsere Expertin für EU-Angelegenheiten und begleitet die EIB für das Netzwerk. Das erste Treffen der Arbeitsgruppe findet am 6. Februar (online) statt.
II. Musterklage
Die Task-Force „Robbenklage“ – in der unsere klügsten JuristInnen und weitere Netzwerkmitglieder arbeiten – beschäftigt sich mit der Frage, wie wir die Rechte der Natur auf dem Klageweg in Deutschland voranbringen. Dies erfordert nicht nur das Fachwissen unserer besten JuristInnen, sondern früher oder später auch einen kleinen Fonds, der die Kosten von Gerichtsverfahren deckt.
Wenn Sie helfen können oder wollen (als ExpertIn, mit Ideen oder Geld), nehmen Sie bitte mit christine.ax@rechte-der-natur.de Kontakt auf.
III. Rechte der Natur vor Ort: Lokale und regionale Initiativen stärken
Es gibt in Deutschland auch immer mehr Menschen, die sich auf den Weg machen, die Rechte der Natur dort, wo sie leben, einzufordern. Die meisten wissen, wie aktiv Hans Leo Bader und seine Mitstreiter (u. a. der Filmemacher Claus Biegert) in Bayern für das Volksbegehren werben und dass die Eigenrechte der Loisach von ihnen ins Gespräch gebracht werden.
Freiburg, Bonn, Berlin…
In Freiburg und Bonn arbeiten Christian Cray und Tobias Gerhartsreiter daran, die Rechte der Natur auf der lokalen Ebene zu erden. Erste Veranstaltungen sind in Sicht. Die Arbeitsgruppe, die sich mit lokalen Initiativen beschäftigt und Ideen sammelt, wird von Christian Cray und Tobias Gerhartsreiter geleitet. Kontakt: christian.cray@posteo.de.
In Berlin hat sich ein „Berliner Hub“ entwickelt, der sich für die Rechte der Spree einsetzt. Es gibt mittlerweile einen Berliner Stammtisch, der sich trifft. Ansprechpartner ist Emmanuel Schlichter. Wer sich für die Spree-Initiative und die Berliner Aktivitäten interessiert, kann sich mit Jakob Kukula (info@jakobkukula.com) in Verbindung setzen.
Es ist kein Zufall, dass sich in Berlin derzeit Kunst und Kultur mit dem Thema Rechte der Natur verbinden. Das Humboldt-Forum bereitete eine Ausstellung über die Rechte der Natur vor und Berliner Netzwerkpartner arbeiteten an einem Gutachten über die Rechte der Spree. Kontakt: Emmanuel Schlichter (e.schlichter@outlook.de) und Franziska Albrecht (albrecht@greenlegal.eu).
Hannover: Der Widerstand gegen die Rodungen geht weiter und wir stehen an der Seite der BürgerInnen
Viele haben Anna Piquard als leidenschaftliche Verteidigerin der Bäume in ihrer Region auf Netzwerktreffen kennengelernt und wissen, welch fatale Folgen der Ausbau des Südschnellwegs auf die Natur der Leinemasch hat. Noch immer versuchen Bürgerinitiativen die anstehenden Rodungen zu verhindern. Erst kürzlich gab es erneut einen Dialog mit der Verwaltung. Christine Ax vertrat auf dem Podium die Rechte der Natur. Denn wenn diese bereits Rechte hätten, würde das Planverfahren anders verlaufen. Wir arbeiten daran. Kontakt mit Anna Piquard: anna_piquardt2002@yahoo.de.
Aktivitäten & Bewegung
Netzwerk Rechte der Natur Deutschland: Jahrestreffen 2025
Save the Date!
Das Netzwerktreffen 2025 findet als Side-Event der Konferenz „Eigene Rechte für die Natur. Ein notwendiges Instrument zur Rettung unserer Lebensgrundlagen“ in Hannover vom 2. bis 4. Oktober 2025 statt. Der Kontakt zu den Organisatoren der Konferenz: Klaus Latzelt: klatzel@posteo.de und Angela Blauert-Ahrens: ABlauertA@web.de .
📍Ort: DiaCampus - Zentrum für Erwachsenenbildung, Kirchröder Straße 44, 30615 Hannover.
Wir freuen uns sehr, euch dort alle auf unserem Vernetzungstreffen wieder zu sehen!
Cost
Wir haben uns als Projektantragsteller an dem EU-Programm COST beteiligt, das im Mai beginnen könnte. Das Vorhaben unterstützt die Vernetzung von Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Kreativen in Europa, um den Diskurs über die Rechte der Natur zu fördern. Wissenschaftler aus Spanien (Mar Menor) und Berlin haben den Lead. Wenn die Übung gelingt, kann uns dies sehr dabei helfen, die Europäische Bürgerinitiative voranzubringen. Wir sind voller Hoffnung und lernen Zuversicht.
Die Kunst ist ein starker Partner
Das hat sich erst jüngst beim letzten Treffen der europäischen GARN-Partner wieder einmal gezeigt. Viele Aktivistinnen und Aktivitäten haben mit Kunst, Kultur und mit Suchbewegungen zu tun, wie wir unsere Beziehung und Wahrnehmung der Natur weiterentwickeln.
Netzwerkaktivitäten: Weitere Highlights 2024
Ungewöhnlich und sehr lehrreich war eine Veranstaltung über die Rechte der Natur im Schloss Pillnitz in Dresden, wo Christian Cray für das Netzwerk auf dem Podium dabei war. Moderiert wurde die Veranstaltung von Hildegard Kurt. Sie fanden im Kontext der Ausstellung „Pflanzenfieber. Botanik, Mensch, Design“ (27.04. – 03.11.2024) des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Schlossmuseums der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH im Schloss & Park Pillnitz statt. Konzipiert wurde sie gemeinsam mit dem Transferzentrum für Biodiversität Sachsen (BIOZENTRA), den Fakultäten Design und Landbau/Umwelt/Chemie der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTWD) sowie dem Verein Netzwerk Rechte der Natur e. V. unter Einbindung des Designateliers mischer'traxler studio (Wien) .
In der Zeitschrift EVOLVE 44 | 2024 schreibt Hildegart Kurt über diese Veranstaltung und die Bedeutung der Rechte der Natur für den kulturellen Wandel. Ein Video vermittelt Eindrücke über das außergewöhnliche Veranstaltungsformat. Zu diesem Erfolg hat auch die Anwesenheit von THEMIS beigetragen, ein Avatar der Elbinsel, deren Rechte Thema waren.
Am 4. Oktober gab es ein schönes Interview im WDR in der Wissenschaftssendung quarks mit Christine Ax über die Ziele des Netzwerkes Rechte der Natur.
NABU: Da bewegt sich was
Unsere Vorstände Karina Czupor und Peter Mohr haben im letzten Jahr kontinuierlich daran gearbeitet, die Rechte der Natur im NABU zu verankern. Inzwischen ist die Vergabe eines Gutachtens durch den NABU in Sicht, welches dieser großartigen Naturschutzorganisation dabei helfen soll, sich darüber klar zu werden, wie genau die Rechte der Natur ganz konkret ausgestaltet werden sollten. Karina Czupor geht demnächst auf „Tour“ und wird bei regionalen NABU-Treffen die Rechte der Natur zur Diskussion stellen. Das Interesse ist groß.
Der Verein
Der Verein Netzwerk Rechte der Natur hat im letzten Jahr weitere Mitglieder aufgenommen. Auf der Mitgliederversammlung im Juli konnten wir den Vorstand um weitere Mitglieder ergänzen. Ute Blohm-Hieber, die unser Netzwerk seit vielen Jahren mit aufgebaut hat und unterstützt, Bettina Behrend, Filmemacherin und Vorsitzende des Vereins „Rettet den Regenwald“ sind als BeisitzerInnen dazu gekommen. Wir sind sehr froh darüber, dass wir den Vorstand mit Christian Cray und Ramon Luna-Stollmeier deutlich verjüngen konnten. Roman Luna-Stollmeier hat die Aufgabe des Schatzmeisters übernommen.
Netzwerktreffen
Wir haben im letzten Jahr viele spannende Netzwerktreffen erlebt. Highlights waren unter anderem das Treffen mit Prof. Frank Adloff, Dr. Reinald Eichholz, Heiner Bielefeld, mit Bernd Söhnlein, mit Prof. Konrad Ott. Sie wurden aufgezeichnet und die Videos sind über die Website zugänglich.
Webseite
Noch nicht sichtbar, aber sehr bald unübersehbar: Der Medienauftritt des Netzwerkes Rechte der Natur konnte im letzten Jahr deutlich verbessert werden. Wir haben Rita Hinterleitner in Teilzeit einstellen können. Sie hat nicht nur das neue Logo entwickelt, sondern auch unsere Website neu konzipiert und unsere Social Media Auftritte professionalisiert. Wir sind auf dem Weg zur Kampagnenfähigkeit – und das müssen wir auch, denn 2025 wollen wir mehr nach außen treten. Die Website www.rechte-der-natur.de ist in der Überarbeitung. Es hat sich gezeigt, dass sie für die Ansicht auf Handys nicht geeignet ist und moderner werden muss. In diesem Frühjahr gibt es daher einen Relaunch. Wir alle dürfen gespannt sein!
Politische Ökologie
Im Herbst wird ein Sonderheft der Politischen Ökologie zu den Rechten der Natur erscheinen.
Finanzen: Unser besonderer Dank gilt…
Wir danken für die finanzielle Unterstützung durch die Winter-Stiftung für die Rechte der Natur, die Selbach-Umweltstiftung und zwei sehr großzügige SpenderInnen, die hier nicht genannt werden möchten. Sie alle haben es möglich gemacht, dass wir im Mai dieses Jahres Rita Hinterleitner als Kommunikations-Profi einstellen konnten und dass die Fachtagung in Berlin möglich wurde. Sie unterstützen uns im Jahr 2025 dabei, ein Sonderheft der Politischen Ökologie zu produzieren und breit zu streuen. Wir danken auch unserem Kooperationspartner FU-Berlin dafür, dass die Fachtagung in ihren Räumen stattfinden konnte.