Buchbesprechung

„Das Parlament der Natur“ – Ein faszinierendes Gespräch über die Welt von morgen

Moosbedeckter Stein im Wald, symbolisch als Naturmonument und Sinnbild eines „Parlaments der Natur". Foto: Harley Lin/Unsplash, bearbeitet
Foto: Harley Lin/Unsplash, bearbeitet

Das Parlament der Natur von Sarah Darwin, Johannes Vogel und Boris Herrmann

Natur und Darwin? War da nicht mal was?

Klar, Evolutionstheorie! Und Sarah Darwin, die Mitautorin dieses Buches, ist nicht nur Biologin, sondern auch die Ururenkelin von Charles Darwin selbst. Ihr Mann, Johannes Vogel, ist ebenfalls Biologe und Direktor des Museums für Naturkunde in Berlin. Und dann ist da noch Boris Herrmann – nein, nicht der Segelprofi, sondern ein Journalist. Die drei haben sich auf den Galapagosinseln kennengelernt, während einer Reise mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Ein Interview war der Anfang – doch es blieb nicht dabei.

Johannes Vogel bringt es auf den Punkt: „Nichts ist so politisch wie die Natur.“ Er nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die Menschheitsgeschichte und zeigt, wie Kolonialisierung und Raubbau unsere Welt geformt haben. Für ihn steht fest: Alle großen Krisen unserer Zeit – Kriege, Wohlstandsversprechen, die nicht mehr haltbar sind – lassen sich auf unseren miserablen Umgang mit der Natur zurückführen. Wir kämpfen gegen die Natur – und damit letztlich gegen uns selbst.

Sarah Darwin geht noch einen Schritt weiter: „Wir haben nie im Einklang mit der Natur gelebt. Das sagen uns die indigenen Völker – nur haben wir ihnen viel zu lange nicht zugehört.“ Und sie stellt klar: „Die hemmungslose Ausbeutung der Natur und der Menschen ist eine Sackgasse.“

Das Besondere an diesem Buch?

Es ist ein einziges großes Gespräch. Kein typisches Sachbuch, sondern ein intimes, direktes Lauschen dreier Menschen, die wissen, wovon sie reden. Boris Herrmann schreibt diese Gespräche so, dass man sich fühlt, als säße man mit ihnen an einem Tisch. Wer gerne anderen Menschen zuhört, darf das hier ganz offiziell tun – und dabei sogar noch ein gutes Gewissen haben.

Die beiden Biologen erzählen von ihrer Arbeit, von Sammlungen, die mehr sind als staubige Relikte. Selbst alte Vogelnester, sorgsam archiviert im Berliner Naturkundemuseum, liefern heute noch wertvolle Erkenntnisse – Antworten auf Fragen, die wir vielleicht erst in Zukunft stellen werden. Johannes Vogel bringt es auf den Punkt: „Damit lassen sich Fragen beantworten, die noch gar nicht gestellt sind.“

Doch das Museum soll nicht nur ein Ort der Forschung sein. Es soll sich wandeln – zu einem Ort des Austauschs, einem echten „Parlament der Natur“. Und wo könnte das besser sein als in Berlin, umgeben von Ministerien und Politik? Denn wenn dieses Buch eine zentrale Botschaft hat, dann diese: Nichts ist politischer als die Natur.

Aber es ist nicht nur der Inhalt, der dieses Buch besonders macht. Es ist auch die Gestaltung. Mit atmosphärischen Bildern, kleinen Zeichnungen am Seitenrand und viel Liebe zum Detail vermittelt es genau das, was auch das Gespräch ausstrahlt: eine warme, vertraute Atmosphäre. Es ist kein schnell zusammengeschriebenes Buch, sondern eines, das sich Zeit nimmt – und das den Leser:innen genau diese Zeit geben will, um wirklich in die Gedankenwelt der Autoren einzutauchen.

Helmut Scheel
31.03.2025

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