Nicht nur Pu der Bär ist begeistert…
Die Asháninka, ein indigenes peruanisches Volk, nennen die kleine Biene «Shinkenka» oder «Angelitos» (Engelchen). Vielleicht, weil sie nicht stechen (aber beißen) können und für das Biosphärenreservat Avireri-Vraem unverzichtbar sind. Die „Angelitos“ sind die erste Insektenart weltweit, die seit Oktober dieses Jahres ein «persönliches» Recht auf Existenz, Regeneration und Schutz hat. Ihr Honig besitzt antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften und wird in der traditionellen Medizin verwendet. Das neue Gesetz gilt für das UNESCO-Biosphärenreservat Avireri-Vraem und soll die schwindende Bienenpopulation schützen, die durch Klimakrise, Entwaldung, Drogenanbau, Pestizide und invasive Arten bedroht ist.
Stechende Honigbienen kamen erst mit der Kolonialisierung
Weltweit gibt es 600 Meliponini-Arten, 175 davon leben in Peru. Stechende Honigbienen kamen erst mit den Europäern nach Südamerika. Ende der 1950er-Jahre wurde eine Kreuzung aus afrikanischen und europäischen Bienenarten angesiedelt, die sich seither schnell ausbreitet und eine Gefahr für einheimische Bienen darstellt.
Diese bemerkenswerte Stellung im Recht verdanken die Shinkenka der Biochemikerin Rosa Espinoza, die zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen und den indigenen Gemeinschaften der Asháninka den Schutz der Bienen schon lange vorantrieb. Unterstützt wurde Espinozas Organisation Amazon Research International von der US-Organisation Earth Law Center und der Marinebiologin Callie Veelenturf. Espinoza hatte mit Hilfe indigener Einwohner, Forscher:innen und lokaler Regierungsangehöriger kartiert, wo genau die bedrohten Bienen vorkommen und was zu ihrem Erhalt getan werden kann. Sie stellte fest, dass die Bestände stark zurückgegangen waren. Espinoza und ihre Kolleg:innen fördern die Haltung stachelloser Bienen als Einkommensquelle in einer vorwiegend von Subsistenzwirtschaft geprägten Region. Frauen wie die Asháninka-Imkerin Micaela Huaman Fernandez unterrichten andere Frauen darin, die stachellosen Bienen zu halten, ihren Honig schonend zu gewinnen und als traditionelles Medizinprodukt zu vermarkten.
Das Projekt steht exemplarisch für eine wachsende internationale Bewegung, die der Natur juristische Rechte zuspricht. Bienen haben sich inzwischen vielerorts als „kritische, natürliche Infrastruktur“ erwiesen, deren Abwesenheit u. a. in China und Europa große Probleme und Ernteausfälle verursacht.
Das Gesetz zum Schutz der stachellosen Bienen würden die Expert:innen am liebsten in ganz Peru sehen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: In dem südamerikanischen Land werden bereits der Fluss Marañón und der weltbekannte Titicacasee als Rechtssubjekte anerkannt.
In Deutschland ist die Herausforderung „Bienenschutz“ nicht weniger drängend. Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hatte überraschend schnell 1,7 Millionen Unterstützer:innen (fast 20 % der Bevölkerung). Ein eindeutiger Beleg dafür, dass die öffentliche Besorgnis über den dramatischen Rückgang heimischer Bestäuber auch in Deutschland groß ist.
Der Schutz der Bienen ist nicht nur eine ökonomische Notwendigkeit, sondern auch eine Frage der Gerechtigkeit und der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Bienen geben uns viel: Sie sichern die menschliche Ernährung, und nicht nur „Pu der Bär“ möchte sich eine Welt ohne Honig nicht vorstellen.
Eigene Rechte für Bienen könnten daher auch in Deutschland eine gute Idee sein, zumal die Bayerische Regierung nach dem erfolgreichen Volksbegehren zwar viel versprochen, aber wenig wirklich umgesetzt hat. Es ist Zeit, sie daran zu erinnern.
Quellen:
https://www.infosperber.ch/freiheit-recht/in-peru-bekommt-eine-biene-eigene-rechte/
https://www.pressenza.com/de/2025/11/in-peru-bekommt-eine-biene-eigene-rechte/