Bericht

Weltweite UN-Oceans-Konferenz zum Schutz der Weltmeere endet wässrig

von Christian Cray

Am 13. Juni endete die dritte weltweite UN-Ozeankonferenz (UNOC) im südfranzösischen Nizza. Christian Cray vom Netzwerk Rechte der Natur war vor Ort und berichtet von durchwachsenen Ergebnissen. 193 UN-Mitgliedsstaaten hatten sich getroffen, um über einen besseren Meeresschutz zu verhandeln, mit Blick auf das Erreichen des Sustainable Development Goals 14 („Schutz von Leben unter Wasser“). Insgesamt gab es zwar ein spürbares Engagement und den Willen, die Situation der Ozeane zu verbessern, aber es blieben viele Lippenbekenntnisse. So wurde das UN-Hochseeschutzabkommen (Agreement on Biodiversity beyond National Jurisdictions, BBNJ) aufgrund einer fehlenden Stimmenmehrheit nicht wie vorgesehen ratifiziert. Das Eindämmen der Grundschleppnetzfischerei und des Tiefseebergbaus sind ebenso nicht signifikant voran gekommen. Jedoch stemmen sich immerhin nun immer mehr Länder dagegen. Dabei empfiehlt auch der der Konferenz unmittelbar vorangegangene Ocean Science Congress ebenfalls einen Stopp der industriellen Nutzung der Ozeane und plädiert auch für sofortige Maßnahmen zur Zurückdrängung des Plastikmülls. Hier im Überblick seine Empfehlungen.

Und die Rechte der Natur? Marine Calmet von der französischen Organisation Wild Legal bilanziert: „Kein Wort über die Rechte des Ozeans in der Abschlusserklärung. Keine Infragestellung der extraktivistischen Logik. Viele recycelte Versprechungen. (…) Bei Wild Legal waren wir an allen Initiativen für Nizza beteiligt: Plädoyers, ein Tribunal, juristische Veröffentlichungen, Lobbyarbeit. Wir haben konkrete Vorschläge unterbreitet, um die Rechte der Natur in den endgültigen Abschlusstext der Konferenz aufzunehmen. Sie wurden nicht einmal diskutiert!“ Das Earth Law Center und Wild Legal veröffentlichten ein Statement, in dem sie die Einbindung der Rechte der Natur in alle internationalen Hochseeabkommen fordern.
Dennoch gelang es der Global Alliance for the Rights of Nature (GARN) gemeinsam mit ihren Verbündeten, wichtige Erklärungen zumindest gegenüber der Presse und der Zivilgesellschaft zu platzieren, so die Erklärung der Rechte der Ozeane und die Erklärung der Rechte der Antarktis.

Blick durch seichtes, klares Wasser auf ein farbenfrohes Korallenriff. Im Hintergrund eine üppige Küstenlandschaft mit Mangroven, Bäumen und Sandstrand. (Foto: Kanenori / Pixabay)

Die Idee der Rechte der Natur schafft sich Raum: Auf einem Side-Event zu Politikansätzen für den Schutz von Korallenriffen, stellten wir dem Diskussions-Panel die Frage, ob es angesichts der wirkungslosen freiwilligen „Verpflichtungen“ nicht erfolgversprechender wäre, einen neuen Ansatz zu wählen, nämlich den Korallen eine Rechtssubjektivität zuzusprechen und sie vor Gericht in eigenem Namen klagefähig zu machen. Die Panelist*innen stimmten weitgehend zu, die Vertreterin aus Ecuador verwies sogar darauf, dass das ecuadorianische Verfassungsgericht bereits Anfang diesen Jahres seine küstennahen Meeresgebiete zu Rechtsträgern erklärt hatte, gemäß der Verfassung des Andenlandes. Die Vertreterin der Karibikinseln Trinidad & Tobago stimmte zwar auch zu, versicherte jedoch, dass sich die Politik- und Regierungsvertreter*innen ihres Landes, sollte sie ihnen diese Idee unterbreiten, lediglich lachend abwenden würden

Ist verlacht zu werden ein Fortschritt gegenüber ignoriert zu werden? Als nächstens, so meinte Gandhi ja bekanntlich, kommt, bekämpft zu werden – und dann gewinnt man! Und so wurde der Gedanke, Ökosystemen Rechte zu verleihen, in Nizza immer wieder platziert und aufgegriffen, wenn auch vorerst nur von der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft. Aber er wächst und wird weiter Raum nehmen, der irgendwann auch von den Verhandler*innen der vertretenen Regierungen nicht mehr ignoriert werden kann.

KONTAKT

Vorstand Rechte der Natur e.V.

Christian Cray

rightsofnature.cray@posteo.de

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VORSTÄNDIN NETZWERK RECHTE DER NATUR E.V

Christine Ax

+49 ​(0) 151 ​26691150

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